Frisches Gas im Urwald

Länger konnte es der peruanische Präsident Alan García nicht mehr auf sich sitzen lassen. Verschiedene Oppositionsparteien hatten bereits häufiger gewarnt, das wenige Gas, das Peru fördere, ginge direkt  ins Ausland, die peruanischen Kunden blieben außen vor. Da zahlreiche Städte – allen voran die Hauptstadt Lima – eine aggressive Kampagne zur Umrüstung von Benzin auf Gas im Autoverkehr gestartet hatten, war das ein brisanter Vorwurf. Hätte man Gas teuer importieren müssen, wäre es nicht nur unter Taxifahrern zu Protesten gekommen.

Da kam García gerade recht, dass  Petrobras im peruanischen Regenwald auf ein neues Gasvorkommen gestoßen war. Seit gestern nun sind zahlreiche Ziffern im Umlauf. In einer ersten Reaktion erklärte Präsident García, das gefundene Gas könne die gesamte Binnenenergienachfrage bis „über 2050 hinaus“ stillen.

Etwas vorsichtiger war kurz darauf das Energie- und Bergbauministerium MEM. „20 Jahre“, so das Ministerium, könne mit dem gefundenen Gas der Binnengasmarkt wohl abgedeckt werden.

Wegen seiner – wie es sich für einen peruanischen Präsidenten in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit gehört – extrem niedrigen Umfragewerte können Bilder neben einer Gasförderanlage aber nicht schaden. So flog Alan García dann sofort von Mexiko, wo Peru sich um die Ausrichtung der Panamerikanischen Spiele beworben hat, nach Urubamba (Region Cusco), um die als „Lote 58“ bekannte Erdgasfundstelle in Augenschein zu nehmen. Für heute Abend hat er dann noch einen Termin: Mit einem großen Fest auf der Plaza de Armas von Lima soll der Gasfund groß gefeiert werden. Mit  den Hermanos Yaipen und Grupo 5.

Nachtrag:

Mehrere Experten haben den peruanischen Präsidenten García inzwischen Öffentlich für seine Äußerungen und für die exzesiven Feierlichkeiten wegen des Gasfundes kritisiert. So erklärte Carlos Herrera Descalzi, Vorsitzender der peruanischen Ingenieurskammer, das Gasförderunternehmen habe selbst noch keine genauen Angaben zur Gasmenge gemacht. Zudem würde die Gasmenge in keinem Fall bis 2040 ausreichen, maximal tausend Tage würden die Reserven ausreichen – mit dem derzeitigen durchschnittlichen täglichen Gasverbrauch gerechnet. Der Geologe und Energieexperte Aurelio Ochoa  warnte (zu Recht!) davor, das öffentliche Fest vor dem Präsidentenpalast könne das Bild Perus im Ausland beschädigen. Alan García habe die Nachricht voreilig verbreitet, so Ochoa.

Zudem wurde das Geheimnis über die Feier des Gasfundes ein wenig gelüftet. Die Musiker waren wohl eingeladen worden, um die Vergabe der panamerikanischen Spiele an Lima zu feiern – die im Endeffekt aber nicht nach Lima gingen.

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