Peru: Chef der staatlichen Erdölgesellschaft zurückgetreten

Petroperú-Sitz in Lima. Foto: Petroperú.

Petroperú-Sitz in Lima. Foto: Petroperú.

Er war einer der letzten Wahlkampfunterstützer von Präsident Humala, der sich im Amt halten konnte, gestern nahm dieser seinen Rücktritt an: Der peruanische Ökonom Humberto Campodónico ist von seinem Posten als Chef des staatlichen Erdölkonzerns Petroperú zurückgetreten. Campodónico, der den Wiedereinstieg des mehrheitlich in staatlichem Besitz stehenden Unternehmens in die Erdölförderung massiv vorangetrieben hatte, wurde bereits durch Héctor Reyes Cruz ersetzt, der seit Anfang der 70er Jahre für Petroperú arbeitet.

Campodónico plante Wiedereinstieg in Erdölförderung

Im Moment betätigt sich Petroperú lediglich an der Lagerung, Verarbeitung und dem Handel mit Öl und steht dabei in Konkurrenz zu anderen Unternehmen wie beispielsweise Repsol. Der Förderbetrieb des Unternehmens war in den 90er Jahren privatisiert worden. Eigentlich war dieser Tage die Unterzeichnung von Verträgen zur Ölförderung im nordostperuanischen Bohrfeld 64 (Nahe des Marañón) geplant. Ob der neue Chef die Politik seines Vorgängers weiterführen wird, ist bislang nicht bekannt.

Rücktrittsgründe unbekannt

Über die Gründe für den Rücktritt gibt es bislang lediglich Spekulationen, die von Eifersucht im Bergbau- und Energieministerium auf die Erfolge von Petroperú, bis zum Unbehagen im Finanz- und Wirtschaftsministerium über den Ausbau der staatlichen Aktivitäten reichen. Der investigative Journalist Ricardo Uceda berichtete Anfang 2012 von Klagen aus der Unternehmensführung von Petroperú über das Fehlen einer klaren Energie-Strategie innerhalb der Regierung. Der bisherige Chef äußerte sich bislang nicht öffentlich zu den Gründen für sein Rücktrittsgesuch. Neben dem Wiedereinstieg in die Ölförderung hatte Humberto Campodónico auch auf die Modernisierung der vorhandenen Einrichtungen gesetzt, beispielsweise der Raffinerie Talara in der nordperuanischen Region Piura, die offenbar teurer wird, als ursprünglich geplant. Auch die Kontroverse über den Bau von Pipelines in Südperu, sowie Umweltprobleme hatten in den vergangenen Monaten wiederholt für Negativschlagzeilen gesorgt. Gleichzeitig verbesserte sich die Bewertungen der Ratingagenturen für den Staatskonzern, für sein Wirtschaftsgebaren erhielt Petroperú zur Zeit Campodónicos diverse Auszeichnungen von Börse und Unternehmerverbänden.

Humalas vorletzter Wahlkampfunterstützer

Mit dem Ökonomen Humberto Campodónico geht einer der Letzten, die den heutigen Präsidenten Ollanta Humala bei dessen Wahl 2011 aktiv unterstützt hatten. Ursprünglich als Kandidat für das Finanz- und Wirtschaftsministerium gehandelt, kam Campodónico überraschend zum staatlichen Erdölkonzern. „Superminister“ für Finanzen und Wirtschaft wurde dagegen der für Wirtschaftsliberalismus stehende Luis Miguel Castilla, der Kontinuität und Stabilität versprach. Er hatte Humala vor dessen Wahl nicht unterstützt, ist aber neben Außenminister Rafael Roncagliolo die einzige Konstante in dessen Kabinett.

NACHTRAG (11.01.2013): Campodónico-Nachfolger Héctor Reyes Cruz setzt sich für Wiedereinstieg in die Ölförderung ein

Wie noch gestern Abend bekannt wurde, leitete der neue Petroperú-Chef mit seiner ersten Amtshandlung die Übernahme des Bohrfeldes 46 ein.

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