Erschreckendes vom Dauerkonflikt um Majáz-Mine (Piura)

Der Osten der Region Piura kommt nicht zur Ruhe. Nun sind Bilder aus dem Jahr 2005 aufgetaucht, die zeigen, wie Angehörige von Bauernorganisationen aus Piura und Cajamarca, sowie ein Radiojournalist des von den Jesuiten geführten Radiosenders Cutivalu auf dem Gelände der Mine Majáz von Angehörigen eines privaten Sicherheitsunternehmens im Beisein von Polizisten eingeschüchtert und gefoltert werden. Einer der Bauernvertreter kam dabei ums Leben. Bereits im Mai vergangenen Jahres hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen und führt derzeit Prozesse wegen möglicher Menschenrechtsverletzungen gegen die Polizisten Ricardo Benavides Ramírez und den Polizisten Marco Gonzales Santillán. Das wirkliche Ausmaß wurde allerdings erst jetzt durch die Veröffentlichung kompromettierender Fotos bekannt, die der Tageszeitung La República zugespielt worden waren. Darauf sieht man nicht nur die Täter, sondern auch die Opfer, die Plastiktüten über den Kopf gestülpt bekamen, die mit brechreizfördernden Pulvern benetzt waren,  wie eines der Opfer gegenüber dem Fernsehprogramm „Prensa Libre“ (America TV) erklärte. Außerdem mussten sie brutalste Erniedrigungen über sich ergehen lassen und wurden verprügelt, wie auf den veröffentlichten Bildern zu sehen ist. Nach eigenen Angaben waren die Bauernvertreter und der Journalist von den Sicherheitsleuten während eines mehrtägigen Protestmarsches nach Majáz entführt worden.

Der Streit in der Region schwelt schon seit Jahren

Folter von Bauernvertretern und Journalist. Bildausschnitt von La República.

"IN MAJAZ WURDE 2005 DOCH GEFOLTERT". Bildausschnitt von La República.

Dabei ist die Veröffentlichung dieser Bilder nur ein neuer Höhepunkt in einem seit 2002 schwelenden Streit zwischen Umweltschützern und Bauernvertretern auf der einen und wechselnden Bergbauunternehmen und der peruanischen Regierung auf der anderen Seite. Das „Majáz“-Projekt, inzwischen in „Río Blanco“-Projekt umbenannt, liegt im Osten der nordperuanischen Region Piura. Abgebaut werden soll hier Kupfer. Im vergangenen Jahr hatten diverse Bauern- und Menschenrechtsorganisationen mit Hilfe diverser Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt eine Volksbefragung darüber durchgeführt, ob die Bevölkerung der Provinz Ayabaca für oder gegen die Bergbauaktivitäten in ihrer Provinz ist. Die peruanische Regierung hatte vehement versucht, die Volksbefragung als illegal darzustellen und dahinter eine Verschwörung der peruanischen Oposition mit ausländischen Umweltorganisationen mit dem Ziel der Torpedierung der peruanischen Wirtschaftspolitik gesehen. Bei der Volksbefragung hatte sich über 90% der teilnehmenden Bevölkerung gegen die Bergbauaktivitäten ausgesprochen. Auch im Verlauf der Vorbereitung und Durchführung der Volksbefragung war es zu Ausschreitungen auf Seiten der Befürworter und der Gegner gekommen. Gegen 35 Initiatoren der Volksbefragung laufen noch immer Verfahren wegen dem Vorwurf des „Terrorismus“, der von einer dem „Río Blanco“-Projekt nahestehenden Organisation  erhoben worden war.

Angst vor China

Vor wenigen Wochen hat das chinesische Unternehmen „Zijin Mining Group Ltd.“ die Aktienmehrheit an „Monterrico Metals Plc.“ übernommen. Zu diesem Unternehmen gehören unter anderem die  „Majaz S.A.“,  „Mayari SAC.“ und die “ Río Blanco Cooper Ltd“, die laut dem regierungskritischen Verbund peruanischer Radiosender CNR das „Río Blanco“-Projekt betreiben. Eigentlich würde die Tätigkeit eines ausländischen Unternehmens in diesem Bereich so nah an der Grenze zu Ecuador gegen die peruanische Verfassung verstoßen, deren Artikel 71 Ausländern verbietet, Minen oder andere natürliche Resourcen zu besitzen. Mit einem Beschluss des peruanischen Kabinetts kann Unternehmen allerdings eine Sondergenehmigung ausgestellt werden, was in diesem Fall auch so geschehen ist. Nun fürchten viele, die neuen Besitzer der Bergbaukonzession könnten das Projekt „Rio Blanco“ rigoros vorrantreiben. Das wird aber wohl durch die nun aufgetauchten Fotos nicht einfacher, von denen noch nicht bekannt ist, wer sie der Zeitung La Republica zugespielt hat.

Keine Lösung in Sicht

Selbst, wenn die Polizisten und Sicherheitsleute verurteilt werden sollten, ist das Problem  damit noch lange nicht gelößt. Keine der beiden Seiten hat es bisher geschafft, die andere von ihrer Position zu überzeugen und ein Kompromiss, egal welcher Art, ist ebenfalls nicht in Sicht. Eine Verurteilung der in die Entführung und Folter der Bauernvertreter und des Journalisten verwickelten Personen könnte aber beiden Seiten zeigen, dass Gewalt und Folter in einem demokratischen Staat als Mittel zur Lösung politischer Konflikte keinen Platz haben.

NACHTRAG

Die Coordinadora Nacional de Radio (CNR) hat die Bilder veröffentlicht. Sie finden sich in der Bildergalerie unter http://www.cnr.org.pe/galeria/index.php?cat=9

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