Gespannte Lage vor Fujimori-Urteil

Gegen 9 Uhr Ortszeit (17h MEZ) wird am morgigen Dienstag in Lima die Urteilsverkündung im Prozess gegen den peruanischen Ex-Diktator Alberto Fujimori beginnen. Im Hauptsitz der Direktion für Spezialoperationen der peruanischen Nationalpolizei PNP (DIROES), wo Alberto Fujimori seit 2007 seine erste Strafe verbüßt, werden die Richter Auszüge aus dem über 600 Seiten umfassenden Dokument vortragen, in dem das Urteil begründet wird.

In dem Prozess geht es um die Frage, inwiefern Fujimori während seiner Zeit als Präsident und später als Diktator Verantwortung und Kenntniss hatte von und für Geheimoperationen des peruanischen Geheimdienstes und der „irregulären“ Militäreinheit „Grúpo Colina“, deren Existenz die Verteidigung bestreitet. Die „Colina“-Gruppe war nach Ansicht der Ankläger Teil einer Strategie, den Terrorismus nicht nur durch „reguläre“ Aktionen von Polizei und Militär zu bekämpfen, sondern auch durch eine – weitgehend geheim arbeitende – paramilitärische Organisation. Neben der Entführung und Folterung von Geschäftsleuten und Journalisten werden dieser Einheit – und als politisch verantwortlichem so auch dem Ex-Diktator – mehrere Massaker angelastet. So waren beispielsweise an der Universität „La Cantuta“ mehrere Studierende und Lehrbeauftragte ermordet worden, nachdem Gerüchte in Umlauf kamen, es würden sich dort Anhänger terroristischer Organisationen befinden.

Die Staatsanwaltschaft fordert für den Ex-Diktator 30 Jahre Haft, die Verteidigung Freispruch.

Im Umfeld der Urteilsverkündung rechnet die Polizei mit Zusammenstößen zwischen Anhängern des Ex-Diktators, der noch zahlreiche weitere Prozesse vor sich hat, und Angehörigen der Opfer der Fujimori-Diktatur. Für diese Nacht haben beide Lager friedliche Mahnwachen angekündigt.

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