Bagua Grande / Amazonas: Staatsanwaltschaft prüft Hinweise auf Indígena-Massengrab

Nach Berichten von Einwohnern des Dorfes El Valor-Cruce Cayaltí (Distrikt El Milagro) über Massengräber mit weiteren Toten der als „Baguazo“ bekannten Zusammenstöße  zwischen Indígena und der Polizei am 5. Juni 2009 hat die Staatsanwaltschaft der Provinz Utcubamba die Ermittlungen aufgenommen. Bereits seit gestern sind bei „El Torito“ ein Anthropologe und ein Gerichtsmediziner im Einsatz, um die Grabungen an den von der lokalen Bevölkerung erwähnten Orten zu leiten. Die ersten beiden Grabungen verliefen allerdings, wie Staatsanwältin Karina Fuentes Torres gegenüber Radio „La Voz“ aus Bagua Grande erklärte, weitgehend erfolglos. Man habe mehr als zwei Meter tief gegraben, es seien aber keine menschlichen Überreste oder anderen Spuren gefunden worden, so Fuentes Torres weiter. Heute und Morgen sollen die Ausgrabungen fortgesetzt werden.

Bereits kurz nach dem 5. Juni 2009 hatte es Spekulationen über weitere Todesopfer – 35 tote Indígena und Polizisten sind bislang offiziell registriert – gegeben, konkrete Beweise dafür gab es aber bislang nicht. Die Befragung hunderter kleiner Ortschaften im Norden der Region Amazonas durch die peruanische Volksanwaltschaft brachte ebenfalls keine Hinweise auf weitere Vermisste. Einzig von einem Polizisten fehlt seitdem jede Spur. Die nun eingeleiteten Ermittlungen gehen auf Aussagen mehrerer Kleinbauern des 208-Einwohner-Dorfes Cruce Cayaltí zurück. Was genau die Kleinbauern ausgesagt haben, wollte die Staatsanwaltschaft Utcubamba gegenüber INFOAMAZONAS unter Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht preisgeben.

In den Wochen vor dem 5. Juni 2009 hatten Indígena und Sympathisanten zwischen Bagua Grande und Corral Quemado („Siempre Viva“) eine Fernstraße blockiert, um gegen eine Reihe von Gesetzesdekreten zu protestieren, durch die sie ihre rechtliche Position gegenüber Holz-, Agrar- und Bergbaukonzernen geschwächt sahen. Die Verhandlungen mit der örtlichen Polizei waren dabei schon weit fortgeschritten, als Spezialeinheiten der Nationalpolizei mit einer improvisierten versuchten, die Fernstraße zu räumen. Dabei, sowie bei einer anschließenden Racheaktion einer anderen Indígena-Gruppe, die ebenfalls im Protest in einer nahegelegenen Ölpumpstation Polizisten als Geiseln genommen hatte, wurden mehr als 30 Menschen getötet.

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