Region Amazonas fordert Baguazo-Aufklärung und Aussetzen des Rum-Gedenktages

In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern die Regionalregierung Amazonas und die Provinzverwaltung Chachapoyas, die Verantwortlichen für den Tod von Polizei und Zivilisten am vergangenen 5. Juni zu ermitteln, sowie den „Tag des peruanischen Rums“ auf einen anderen Tag zu verlegen. In der Stellungnahme, die von allen Regionalräten gemeinsam mit allen Stadträten aus Chachapoyas unterschrieben wurde, werden deshalb die Zentralregierung, der Kongress, die Nationalpolizei, die Juikative, sowie die Staatsanwaltschaft dazu aufgerufen, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Geschehnisse in den Provinzen Utcubamba und Condorcanqui aufzuarbeiten.

Zudem wird der peruanische Kongress aufgefordert, die Festlegung des „Tages des peruanischen Rums“ auf den ersten Samstag jeden Monats Juni zurückzunehmen, da dieser heuer auf den 5. Juni fällt. Auch eine landesweite Schweigeminute um Punkt 10:00 Uhr Ortszeit (17:00 Uhr MEZ) wird gefordert.

Am 5. Juni vergangenen Jahres kam es im Umkreis der Fernando Belaúnde Terry-Fernstraße in der Provinz Utcubamba zwischen der Marañón-Brücke und Bagua Grande zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Zivilisten – darunter zahlreichen Indígena, die die Straße im Protest gegen mehrere Legislativdekrete für mehrere Wochen besetzt hatten. 11 Polizisten und 10 Zivilisten kamen hier ums Leben. Bei einer anschließenden Racheaktion gegen Polizisten im Umfeld der Erdölpumpstation 6 (Estación Nº 6) wurden weitere 12 Polizisten getötet. Ein Polizist wird bis heute vermisst. Zahlreiche Meldungen über weitere Opfer wurden von der peruanischen Volksanwaltschaft Untersucht, konnten aber nicht bestätigt werden.

Für den nun kommenden 4. und 5. Juni sind in Bagua zahlreiche Gedenkakte angesetzt, darunter eine Messe dort, wo alles seinen begann: Auf dem Straßenabschnitt rund um die Zahlstelle „Siempre Viva“ / Curva del Diablo der Fernando Belaúnde Terry-Straße nur wenige Kilometer vor Bagua Grande (Provinz Utcubamba).

Hinweis zum Ort des Geschehens: Bagua, Bagua Grande, Utcubama, Baguazo, Region Amazonas

Aufgrund sehr widersprüchlicher auf INFOAMAZONAS eingegangener Suchwörter hier ein paar Klarstellungen von Begriffen rund um die verschiedenen Baguas:

  • Bagua: Eine Provinz im Osten der Region Amazonas. Die Provinzhauptstadt ist Bagua, auch als Bagua Chica oder Bagua Capital bekannt. Die Provinz ging 1941 aus den Nachbarprovinzen Luya und Bongará hervor. 1984 wurde die Provinz Bagua in die Provinzen Bagua (Norden) und Utcubamba (Süden) aufgespalten. Im Nordwesten der Provinz leben Angehörige der Ethnien Awajún und Wampis.
  • Bagua Grande: Die bevölkerungsreichste und wohl kommerziell stärkste Stadt der Region Amazonas. Bagua Grande ist die Hauptstadt der Provinz Utcubamba.
  • Condorcanqui: Provinz im Norden der Region Amazonas. Neben Mestizen leben dort vorwiegend Angehörige der Ethnien Awajún und Wampis.
  • Utcubamba: Provinz, die 1984 aus dem Südteil der damaligen Provinz Bagua hervorging. Die Hauptstadt ist Bagua Grande. Sie wird von der Fernando Belaúnde Terry-Fernstraße durchzogen, auf der es im vergangenen Jahr zu den schweren Zusammenstößen kam.
  • Fernando Belaúnde Terry-Fernstraße: Ehemals „Carretera Marginal de la Selva“, heute offiziell „Carretera Interoceanica del Norte“ (nördliche interozeanische Straße), verbindet die peruanische Küste über Olmos, Corral Quemado, Bagua Grande, Pedro Ruiz, Moyobamba und Tarapoto mit der Hafenstadt Yurimaguas, die über den Amazonas wiederum die Hauptverbindung nach Iquitos darstellt. Die Straße war in den Wochen vor dem 5. Juni vergangenen Jahres von Ureinwohnern besetzt gehalten worden.
  • Region Amazonas: Nicht zu verwechseln mit gleichnamigen Regionen in den Nachbarländern oder gar mit dem Amazonasgebiet als ganzem. Die Region Amazonas ist eine Verwaltungseinheit unterhalb der nationalen Ebene. Sie verfügt über einen Regionalpräsidenten, sowie 7 gewählte Regionalräte. Dazu kommen Regionaldirektionen der verschiedenen Ministerien auf nationaler Ebene
  • Baguazo: Begriff, der von peruanischen Medien für die Zusammenstöße am 5. Juni 2009 eingeführt wurde. Es handelt sich dabei um eine in Peru gebräuchliche Form zur Beschreibung von Krisen jeder Art. Dabei wird an einen Orts- oder Firmennamen die Endung „zo“ angehängt. Anderes Beispiel: Moqueguazo. Im peruanischen Boulevard wird die Endung häuig verwendet, um auf ein (vermeintlich) großes Objekt oder Geschehen hinzuweisen.

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